Frankfurts Bester: Ingo Römling

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Da Ingo Römling jetzt am Sonntag zum vierten  Mal bei uns signiert, muss ich doch mal erzählen, wie ich ihn kennengelernt habe.

In einen Comicladen kommen gelegentlich  auch mal hoffnungsvolle Nachwuchszeichnern, die uns ihre Comics präsentieren und fragen, ob wir diese in den Verkauf nehmen wollen. Wir sind da immer sehr positiv gestimmt und nehmen auch durchaus mal obskure Sachen ins Programm – man soll den Nachwuchs ja fördern – aber meistens passiert nicht viel. Man verkauft zwei, drei Hefte oder Alben und gibt den Rest an den Künstler mit aufmunternden Worten zurück.

Ingo Römling

Im Herbst 2006 marschierte Ingo Römling in unseren Laden und es entspann sich folgender Dialog:

Ingo: „Hey, ich hab da nen Comic gemacht, wollt ihr den ins Programm nehmen?“

Ekki: „Können wir auf Kommissionsbasis gerne machen, aber zeig doch erst mal. Unser Publikum kann recht wählerisch sein. Da kann ich dir gleich sagen, ob’s reinpasst oder nicht.“

Ingo: „Ach, den Comic habe ich vergessen mitzubringen. Ich geb dir mal meine Internetadresse.“

Und was denkt sich der Comichändler nach einem solchen Gespräch? Netter Kerl, etwas verpeilt – na, das wird ein rechtes Krikelkrakelcomic sein, das wir nie verkaufen werden.

Aber pflichtbewußt wie ich nun mal bin, eine halbe Stunde später schaue ich mir auf http://www.variete-obscur.de & http://www.monozelle.de  die Leseproben vom Comic und Ingos andere Sachen an. Und falle fast vom Stuhl. Großartige Zeichnungen im unverwechselbaren eigenen Stil. Der Mann ist ein begnadeter Grafikdesigner, der schon jede Menge tolle Plattencover für eine Unzahl von Bands gemacht hat. Sein Auftritt im T3 war einfach perfektes understatement.

ASP & Ingo: Variete Obscur

  Das ist mir in fünfzehn Jahren T3 nur dieses eine Mal passiert, dass da ein echter Könner seinen Comic anbietet. Obwohl streng genommen, „Variete Obscur“ kein Comic ist, sondern ein illustrierter Song (aber immerhin von ASP geschrieben). Egal, wir hatten für den 6.12. 2006 sowieso einen Signiertermin mit dem Frankfurter Zeichner Daniel Djanie und seinem „Santa Man“ anberaumt, und da haben wir Ingo einfach dazugesetzt. Wir haben den Termin als großes lokales Ereignis vermarktet, die Frankfurter Rundschau hat eine ganze Seite im Lokalteil über die Zeichner gebracht – das war eine unserer besten Signierstunden, atmosphärisch sowieso, aber eben auch von den Verkäufen her. Und das mit zwei in der Comicszene völlig unbekannten Frankfurter Zeichnern. Großartig! Kulturauftrag erfüllt, und das meine ich ernst. Natürlich sind wir ein kommerzielles Geschäft und wollen Ware verkaufen, aber wir wollen eben auch das Kulturgut „Comic“ vermitteln, da hängt unser Herzblut dran – ansonsten hätte ich Wurschtverkäufer werden können.

Ingo haben wir dann mit den Jungs von Zwerchfell bekannt gemacht, die waren  auch von ihm begeistert, Ingo ist ja nicht nur ein großartiger Zeichner, er ist auch einfach ein supernetter Kerl. Ein Cover und eine Kurzgeschichte fürs Comicgate-Magazin folgten, und inzwischen ist Ingo auch als einer der Masterminds der erfolgreichen Zombie-Saga „Die Toten“ von Zwerchfell bekannt. Das Ingo einer der besten Zeichner Deutschlands ist, hat die Comicszene wohl erst in Erlangen dieses Jahr bemerkt.

Jawohl ihr Berliner und Hamburger Angeber, auch in Frankfurt haben wir jetzt echt gute Zeichner mit Ingo, Manuel Tiranno und Piwi – wenn das so weitergeht, gibt es bald die dritte Frankfurter Schule 😉

ASP & Römling "Garg"

 Von 2007 bis 2010 hat Ingo gemeinsam mit Texter ASP an dem Comicstrip „7 Jahre mit Garg“ gearbeitet, der Sammelband von „Garg“ ist im Eigenverlag von ASP erschienen und wird normalerweise nur exklusiv über die ASP-homepage verkauft. Wir freuen uns daher besonders, dass ASP uns auf sehr nette Weise für die Signierstunde mit Ingo am 7.11. unterstützt hat, und uns neben ausreichend Büchern auch eine Menge Promomaterial zugeschickt hat.

 

Signierstunde mit Ingo Römling am Sonntag (!),

den 7.11.2010 ab 14 Uhr

 

5 Gedanken zu “Frankfurts Bester: Ingo Römling

  1. Derma*

    Habt Ihr gut gemacht, Ekki! Bei den 3 Terminen dürfte ich jedesmal dabeigewesen sein.
    Leider kann ihc am Sonntag nicht kommen, aber ich freue mich schon auf den Garg-Band, den ihr mir von Ingo signieren lasst 🙂

    Hab spasseshalber mal nachgesehen, was der Nikolauszeichner Daniel Djanie heute so macht. Anscheinend ist er nun jobmäßig in Shanghai:
    http://gilmec.deviantart.com/
    Was Ehapa da wieder für ein Talent hat ziehen lassen…

    Liebe Grüße
    Marschl*

    • HoHoHo Michael, das war damals eine göttliche Fügung (a la Aike Arndt) mit Daniel und Ingo. Und beide haben ihre Freundeskreise für die Signierstunde mobilisiert, und ich glaube, 95% der Teilnehmer an der Signierstunde haben beide Comics gekauft. Das hat mir persönlich die Augen geöffnet, was mit lokalen Signierterminen möglich ist. Vorausgesetzt die Künstler und das Produkt haben Qualität. Von Manuels Comic haben wir jetzt über 50 Stück verkauft, das ist sensationell!

  2. Übrigens ist Daniel schon seit mehr als 2 Jahren immer wieder in Shanghai in einem Animationsstudio tätig (Ray R. könnte dir mehr erzählen, hat dort schon mal für ein paar Monate ausgeholfen). Daniel ist auf dem besten Wege der deutsche Guy dDelisle zu werden 😉
    Von Santaman hat Ehapa tausend Exemplare verkauft, davon gingen 100 Stück bei den Signierstunden in Augsburg (Thierrys Laden) und FFM weg.
    Da machst du als Verlag dann keine Fortsetzung mehr. Aber man hätte natürlich Santaman 1 mit anständiger redaktioneller Betreuung (wie weiland Knigge bei Carlsen) zum wesentlich besseren Produkt machen können: den Text mehr auf den Punkt bringen, einige Seiten neu zeichnen lassen, besseres Papier auswählen und vor allem ein ansprechenderes Cover benutzen können (das Backcover war um Klassen besser).
    Aber leider gibt es bei Ehapa keinen Masterplan für die Comicabteilung und schon gar nicht sowas wie eine langfristigen Aufbau von Talenten (siehe Reinhard Kleist).
    Was aber in der Comicszene wenig bekannt ist, Ehapa lässt die gefloppten Comickünstler nicht einfach fallen, sondern gibt ihnen Lohn & Brot in der Kinderbuchabteilung (frag mal Nomi). So hat Daniel noch ein paar Bücher für den Schneider Verlag illustriert (Wolfgang & seine Gang oder so ähnlich), bevor es ihn nach Fernost zog.

  3. jjjameson65

    Da fehlt in der Aufzählung noch der Signiermarathon-Mann Joscha Sauer! 5,5 Stunden im T 3 und 6 Stunden auf der Buchmesse (insgesamt verteilt auf alle 5 Tage waren es wohl 14 oder 16 Stunden allein auf der Buchmesse) ist schon ein einmaliger Service am Fan.

    • Klar Jameson, Joscha ist Frankfurter. Aber ich sehe ihn mehr als Cartoonisten und eigentlich spielt er in seiner ganz eigenen Liga 😉

      Aber wenn ich hier von der „3.Frankfurter Schule“ schwadroniere, dann sollte ich natürlich Joscha erwähnen, aber auch Alex Fechner oder Zwen Keller, Rautie (aus Hanau) oder Asja Wiegand.

      Schön ist einfach nur, dass wir jetzt in Frankfurt und Umgebung, einige Zeichner haben, die nicht nur ihren Stift halten können, sondern auch tolle Comics als Bücher oder im Web veröffentlichen.
      Und das freut mich ungemein!

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